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Dienstag, 16. Juni 2015

Lost Places, die Bremerhavener Straßenbahn in Heinschenwalde

Hallo Besucher,

inmitten wuchernder Büsche und von dichtem Baumbestand umgeben, steht erhaben vor sich hin rostend, die in die Jahre gekommene und ausrangierte Straßenbahn. Es ist früher Abend und die tiefer stehende Sonne zeigt in aller Deutlichkeit unter anderem die Schlieren auf den Fensterscheiben.



















Ihre allerletzte Fahrt vom Hauptbahnhof Bremerhaven zur Stadtgrenze in Langen, welcher der Wendeplatz war.

So geschehen am Abend, des 30. Juli 1982, beendeten die Straßenbahnfahrten und mit ihnen die Straßenbahnen in der Seestadt. 

Das quietschen und rumpeln, wenn sie am Speckenbütteler Tor um die Kurve fuhr, oder bei der Einfahrt auf den Wendeplatz in Langen, sind einige der mir lieben, verbliebenen Erinnerungen.

Noch heute gibt es Gleisabschnitte z.B. in der Borriestraße, die an die jahrzehntelange Streckenführung, wie mir scheint, gemahnen.

















Nach gut 30 Minuten Fahrt über die beschaulichen, norddeutschen Dörfer bin ich am Bahnhof Heinschenwalde angekommen, mitten im Grünen.
Ist er da, der Bahnhof und ein Zug fährt ein, ein Mann steigt aus. Niemand steigt ein, es ist keiner da. 

Mir schräg gegenüber, in ca. 50 m Luftlinie quer über die Gleise, steht der Grund meines hierseins, die Straßenbahn.

Ungerührt zwitschern die Vögel, unterbrechen die Stille, der nur vom Wind bewegten Blätter und ich nehme die eigenartige Athmosphäre dieses Ortes in mich auf.

Bizarre Gedanken kreisen in meinem Kopf, während ich mich mit Stativ und Kamera nähere, das ist der Sieg der Natur über unsere Zivilisation, der Schauplatz eines Verbrechens und ich meine, schemenhafte Umrisse dubioser Gestalten zu erkennen.
Diesen Einfall verbanne ich schnellstmöglich, um nicht gleich wieder in`s Auto zu springen und weg bin ich. 

Also, die Sonne scheint noch und beherzt ziehe ich mich überaus vorsichtig in den 1. Wagen hinter dem Zugwagen.

Es ist eigenartig, vor meinem inneren Auge erscheint der Wagen für einen Moment so, wie er einmal war, als ich darin fuhr.
Die glänzenden Sitze, das behagliche schaukeln bei moderater Geschwindigkeit, Zigarettenrauch schwebt gemählich an die Decke.

Ein summen klärt meinen Blick, mehrere Mücken starten eine Attacke auf mich.
Heftig wedelnd wirbele ich einigen Staub auf, uralte Spinnennetze erzittern und ich beginne mit meinen Aufnahmen.

















Wieder Zuhause, schaue ich mir die Bilder am PC an und sehe sofort,das ich andere Farben und Kontraste brauche, um mein empfinden des Schauplatzes und dieses Reliktes einer vergangenen Epoche, sichtbar zu machen.

















Schon 1982 wurde leider vergebens, für die Weiterfahrt der Straßenbahn gekämpft.

Doch seit damals hat sich einiges im Bewußtsein der Städteplaner und der in diesem Bereich verantwortlichen Leute und Institutionen verändert.

Hin zu der Wiedereingliederung eines modernen, den Innenstadtbereich entlastenden Straßenbahn - Schienennetzes.

Weitergehende Informationen und Beispiele vorbildlicher innerstädtischer Vernetzung, findet Ihr auf der Webseite, Strassenbahn Bremerhaven.


























Ich bin froh, die alte Bremerhavener Straßenbahn auf dem Bahnhofsgelände Heinschenwalde besucht und fotografiert zu haben. 

Wer weiß, wie lange sie noch da steht ?