Hallo
Besucher,
am
Abend des 4. April, zur blauen Stunde, flanierten Sehlustige und ambitionierte
Fotografen mit Stativ zur Seebäderkaje, um das größte, auf traditionelle Weise
geriggte Segelschiff der Welt, bei untergehender Sonne zu bewundern und zu
fotografieren.
Ich
bin zur blauen Stunde meistens ohne Stativ unterwegs und habe von daher ein
enges Zeitfenster für meine Aufnahmen. So auch, bei der unter russischer Flagge
fahrenden Viermastbark "Sedov".
Die "Sedov" an der Seebäderkaje Bremerhaven.
Welche
am 23. März 1921, als "Magdalene Vinnen II" auf der Kieler Germaniawerft vom
Stapel lief.
1936
kam sie in den Besitz des Norddeutschen LLoyd und wurde in "Kommodore
Johnson" umbenannt.
Nach
Ende des 2. Weltkrieges kam der Großsegler im Mai 1945 kurzzeitig in britische
Hände.
Die "Sedov" vor dem gleißenden Licht der untergehenden Sonne.
Am
20. Dezember 1945, bekam Russland beide Schiffe als Reparationsleistung. Die
"Kommodore Johnson" lag mit der "Padua" spätere "Kruzenstern",
in der Kieler Förde vor Anker und wurde dann nach Odessa verlegt.
Zum
Gedenken an den russischen Polarforscher Georgij Sedov, der am 05. März 1914,
bei einer Arktisexpedition ums Leben kam, wurde der Großsegler im Januar 1946,
von "Kommodore Johnson" in
"Sedov" umbenannt. Als Segelschulschiff des sowjetischen
Fischereiministeriums war sie ab 1951 erstmalig unterwegs.
Für
einige Augenblicke schaue ich mir dieses imposante Segelschiff nur an, aber das
Licht schwindet schnell und ich bekomme die "Sedov" zur Gänze samt
Mast, Höhe über Wasser, 58m und sinkender Sonnenscheibe mit meinem
Standartobjektiv, EF-S 18-55mm f/3.5-5.6 ISII, bei einer Brennweite von 23,0
mm, vor den Sucher. Mit Blende 10 und einer Verschlußzeit von 1/50, stellt sich
das Bild im Display schon recht dunkel dar, aber dafür ist dann Lightroom
zuständig.
Die
Spotmessung, bei Aktivierung der Automatischen Messfeldwahl, lieferte präzise
Schärfe, wegen seiner klaren Strukturierung favorisiere ich diesen Messmodus für
viele Aufnahmesituationen. Obwohl es dämmerte, habe ich den niedrigsten ISO
Wert von 100 beibehalten, um ein Bildrauschen kaum wahrnehmbar sein zu lassen.
Denn höhere ISO Werte bzw. höhere
Lichtempfindlichkeit bedeutet auch geringere Detailauflösung.
Die
RAW Aufnahme habe ich in Lightroom 4, unter anderem durch Erhöhung der Belichtung,
der Lichter und des Kontrasts heller sichtbar gemacht, Dynamik und
Farbsättigung erhöht. Diese Daten gelten für,"Die Sedov an der
Seebäderkaje Bremerhaven."
1975
- 1981 befand der Großsegler sich in der Marinewerft in Kronstadt für eine
Generalüberholung und den kompletten Umbau. Seither kann die "Sedov"
240 Seemänner unterbringen, im glasüberdachten Festsaal mit Bühne können
Veranstaltungen stattfinden und ein Museum zeigt die bewegte Geschichte des
Windjammers.
Die Weser im scheidenden Licht.
2005 bekommt die "Sedov" die Hauptrolle in dem ARD Fernsehfilm,
"Der
Untergang der Pamir".
Ausgestrahlt wurde der Zweiteiler 2006, unter
anderen, mit Klaus J. Behrendt, als Alexander Lüders "Acki",
Bootsmann, Jan Josef Liefers als Erster Offizier Hans Ewald, Herbert Knaup als
Kapitän Ludwig Lewerenz, Dietmar Bär als Funker Nissen "Globus"
Regie: Kaspar Heidelbach
Im
ersten Teil kommt es 1957 auf der Fahrt
von Hamburg nach Buenes Aires zu heftigen Streitereien zwischen Acki, Ewald und
dem Kapitän über die geeignete Ausbildung der Kadetten. Als sie in Buenes Aires
einlaufen streiken die Hafenarbeiter und auf Druck der Reederei belädt
schließlich die eigene Mannschaft das Schiff.
Nun werden 4000 Tonnen Gerste als
Schüttgut beladen und nicht in Säcken, auch der Tieftank welcher mit Wasser
gefüllt sein sollte wird mit Gerste gefüllt.
Acki und Ewald versuchen den
Kapitän davon zu überzeugen das nach ihren Berechnungen, mit dieser Ballastverteilung die Pamir nicht
auslaufen kann. Fast kommt es zur Meuterei, doch der Kapitän Lewerenz setzt
sich durch und die Pamir läuft aus.
Im zweiten Teil gerät der Windjammer vier Wochen in eine Flaute bis ein Funkspruch sie vor dem herannahenden Hurrikan "Carrie" warnt.
Zu spät, sie geraten mitten hinein und die Ladung verrutscht, bringt das Schiff zum sinken.
Der Funker Nissen konnte unter Einsatz seines Lebens noch einen SOS Funkspruch absetzten und somit begann die größte jemals organisierte Rettungssuche im Atlantik.
Jedoch nur Acki und neun Weiteren gelingt es, sich in ein Rettungsboot zu bringen.
Alle anderen ertrinken.
Ohne Trinkwasser und Essen dümpeln sie über den Ozean, als nach zwei Tagen ein amerikanischer Frachter sie rettet, sind neben Acki nur noch 4 Männer am leben.
Um
das Aussehen der untergegangenen "Pamir" zu haben wurde der
"Sedov" der vormals weisse
Rumpf schwarz gestrichen mit
rotem Unterwasserschiff und weissem Wasserpass. Das waren die für die Reederei
F.Laeisz und ihrer Flying-P Liner, traditionellen Farben. Die "Sedov"
behielt diese Rumpffarben bei.
1937
am 03. März, morgens, krängte die damalige "Kommodore Johnson" um 56
Grad, weil infolge eines Hurrikans das Getreideschott unter der Luke III
nachgegeben hatte und sich 4963 Tonnen als Schüttgut geladener Weizen verschob.
Das Schiff befand sich damals auf den Rückweg von Buenes Aires nach Hamburg.
Kapitän Otto Lehmberg funkte SOS, der niederländische Frachter Sliedrecht und
der deutsche Tanker Winkler halfen. Die Versuche zum umtrimmen der Ladung
gelangen erst, als der Tanker Öl auf die aufgewühlte See laufen ließ und die
Gewalt der Wellen damit abflachte. Abends flaute der Sturm etwas ab und das
umtrimmen der Ladung konnte soweit, zur Rettung des Schiffes geleistet werden.
Dieses Ereignis fand fast 20 Jahre vor dem Untergang der Pamir statt.
Die "Sedov", fest vertäut an der Seebäderkaje.
Andere Schiffsnamen: "Magdalene Vinnen II", "Kommodore Johnson"
Flagge: Russland
Heimathafen: Murmansk
Eigner: Technische Universität Murmansk
Bauwerft: Germaniawerft Kiel
Stapellauf: 23. März 1921
Gesamtlänge: 117,50 m
Breite: 14,90 m
Maximale Masthöhe: 58 m
Tiefgang: Maximal 6,31 m
Verdrängung: 6339 t
Besatzung als Schulschiff: Stammbesatzung 55 - 60 Mann, bis 110 Kadetten, 44 zahlende Mitsegler
Takelung: Bark
Segelfläche: 4.195 qm
Geschwindigkeit unter Segeln: Maximal 18 kn, 33 km/h
Hoch hinaus, geht es bei der "Sedov".
Heute
in der Hauptsache unterwegs ist die "Sedov" als Ausbildungsschiff der
Kadetten der Staatlichen Technischen Universität Murmansk.
Seit
1989 ist es möglich, das Gäste als Bestandteil der Besatzung mitsegeln können
und auch als Museum zu Wasser ist der Großsegler gern gesehener Gast in den
Häfen der Welt.
Damit
habe ich die Überleitung zur Sail Bremerhaven 2015. Das internationale Festival
der Windjammer findet vom 12.- 16. August statt und die "Sedov" wird
mit anderen traditionsreichen Segelschiffen in der größten Stadt an der
deutschen Nordseeküste erwartet.
Dies
war ein kleiner Querschnitt aus der bewegten Geschichte der "Sedov", sie hat
noch viel mehr erlebt und ich hoffe mit diesen kurzen Episoden, Euer vielleicht sogar tiefergehendes Interesse an diesem
traditionellen Großsegler geweckt zu haben und wünsche Euch einen schönen Samstagabend.
Eure
Gabriele
Quellen:
Wikipedia,
Sedov
Bremerhaven,
Sail
DasErste