Hallo
Besucher,
inmitten
wuchernder Büsche und von dichtem Baumbestand umgeben, steht erhaben vor sich
hin rostend, die in die Jahre gekommene und ausrangierte Straßenbahn. Es ist
früher Abend und die tiefer stehende Sonne zeigt in aller Deutlichkeit unter
anderem die Schlieren auf den Fensterscheiben.
Ihre
allerletzte Fahrt vom Hauptbahnhof Bremerhaven zur Stadtgrenze in Langen,
welcher der Wendeplatz war.
So
geschehen am Abend, des 30. Juli 1982, beendeten die Straßenbahnfahrten und mit
ihnen die Straßenbahnen in der Seestadt.
Das quietschen und rumpeln, wenn sie am
Speckenbütteler Tor um die Kurve fuhr, oder bei der Einfahrt auf den Wendeplatz
in Langen, sind einige der mir lieben, verbliebenen Erinnerungen.
Noch
heute gibt es Gleisabschnitte z.B. in der Borriestraße, die an die
jahrzehntelange Streckenführung, wie mir scheint, gemahnen.
Nach
gut 30 Minuten Fahrt über die beschaulichen, norddeutschen Dörfer bin ich am
Bahnhof Heinschenwalde angekommen, mitten im Grünen.
Ist er da, der Bahnhof und
ein Zug fährt ein, ein Mann steigt aus. Niemand steigt ein, es ist keiner da.
Mir schräg gegenüber, in ca. 50 m Luftlinie quer über die Gleise, steht der
Grund meines hierseins, die Straßenbahn.
Ungerührt zwitschern die Vögel,
unterbrechen die Stille, der nur vom Wind bewegten Blätter und ich nehme die
eigenartige Athmosphäre dieses Ortes in mich auf.
Bizarre Gedanken kreisen in
meinem Kopf, während ich mich mit Stativ und Kamera nähere, das ist der Sieg
der Natur über unsere Zivilisation, der Schauplatz eines Verbrechens und ich
meine, schemenhafte Umrisse dubioser Gestalten zu erkennen.
Diesen Einfall verbanne ich schnellstmöglich, um nicht gleich wieder in`s Auto zu springen und
weg bin ich.
Also, die Sonne scheint noch und beherzt ziehe ich mich überaus
vorsichtig in den 1. Wagen hinter dem Zugwagen.
Es ist eigenartig, vor meinem
inneren Auge erscheint der Wagen für einen Moment so, wie er einmal war, als
ich darin fuhr.
Die glänzenden Sitze, das behagliche schaukeln bei moderater
Geschwindigkeit, Zigarettenrauch schwebt gemählich an die Decke.
Ein summen
klärt meinen Blick, mehrere Mücken starten eine Attacke auf mich.
Heftig
wedelnd wirbele ich einigen Staub auf, uralte Spinnennetze erzittern und ich
beginne mit meinen Aufnahmen.
Wieder
Zuhause, schaue ich mir die Bilder am PC an und sehe sofort,das ich andere
Farben und Kontraste brauche, um mein empfinden des Schauplatzes und dieses Reliktes
einer vergangenen Epoche, sichtbar zu machen.
Schon
1982 wurde leider vergebens, für die Weiterfahrt der Straßenbahn gekämpft.
Doch
seit damals hat sich einiges im Bewußtsein der Städteplaner und der in diesem
Bereich verantwortlichen Leute und Institutionen verändert.
Hin
zu der Wiedereingliederung eines modernen, den Innenstadtbereich entlastenden
Straßenbahn - Schienennetzes.
Weitergehende
Informationen und Beispiele vorbildlicher innerstädtischer Vernetzung, findet
Ihr auf der Webseite, Strassenbahn Bremerhaven.
Ich
bin froh, die alte Bremerhavener Straßenbahn auf dem Bahnhofsgelände
Heinschenwalde besucht und fotografiert zu haben.
Wer weiß, wie lange sie noch da
steht ?